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Welcome Cyborgs !-) Teil 2 – Wird Google Glass sich durchsetzen?

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Google Glass - Hausverbot oder kein Hausverbot

Bei Stop The Cyborgs gibt es bereits Glass-Verbotsschilder zum Download. Aber vielleicht wird es stattdessen sogar Glass-Einladungsschilder geben, um technophile Kundschaft anzuziehen (Grundlage: Google Glass Ban Sign CC-BY-SA-ND). Oder wir werden keins dieser Schilder sehen, wenn die in diesem Artikel dargesellten Regeln beachtet werden.

Zu meinem ersten Glass-Artikel „Welcome Cyborgs !-) Teil 1 – Die 10 Risiken von Google Glass“ erntete ich eine Menge unterschiedlicher Reaktionen. Angefangen von bedingungsloser Begeisterung, über Äußerungen wie „ich würde sofort verlangen, dass jemand das Ding absetzt“ bis zu ausgewogenen Kommentaren.

Das entspricht der Debatte im Netz, wo Persönlichkeiten wie Jeff Jarvis daran erinnern, dass auch die Vorbehalte gegenüber den ersten Fotokameras überwunden wurden. Auf der anderen Seite werden Ansichten wie „If You Wear Google’s New Glasses You Are An Asshole“ vertreten. Auch deutsche Datenschützer wie Dr. Thilo Weichert halten sich nicht mit deutlichen Meinungen zurück (Hervorhebung von mir):

„Statt zum Statussymbol zu werden, müsste sich durchsetzen, dass es sich bei Nutzenden von Google Glass um rücksichtslose Idioten handelt.“

Ich für meinen Teil verstehe nicht, warum sich dieses Bild durchsetzen müsste. Auf der anderen Seite ist nicht von der Hand zu weisen, dass solch kompromisslose Ansichten sich durchsetzen könnten. Wovon dies abhängt, erläutere ich in diesem zweiten Teil des Artikels.

Beginnen möchte ich mit den Vorzügen von Datenbrillen.

Die Vorteile von Datenbrillen

Datenbrillenbrillen bieten viele Vorteile, wie eingeblendete Navigationshinweisen für Lieferanten, Informationen über Sehenswürdigkeiten für Touristen oder Betriebsanleitungen für Techniker. Auch für Personen mit eingeschränkten motorischen Fähigkeiten, könnten Sie ein Segen werden.

Weitere Beispiele finden sich in den Artikeln 10 Compelling Ways People Plan To Use Google Glass11 Kickass Ways Normal People Will Use Google Glass oder diesem Video:

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Jedoch ist die Quelle dieser Vorteile zugleich die Quelle der Bedenken. Wie ich im meinen ersten Artikel dargestellt habe, basieren die Gefahren von Glass daran, dass sie nicht in den Händen gehalten werden müssen. Daher können Dritte heimlich fotografiert, abgehört oder gescannt und mit vorhandenen Daten abgeglichen werden könnten. Solche Gefahren schüren Ängste, denen begegnet werden muss.

Wenn wir zurückblicken, musste sich jede technische Neuerung gegen Bedenkenträger durchsetzen. So mussten zum Beispiel Autofahrer lernen sich an die Straßenverkehrsordnung zu halten und die Hersteller mussten Autos mit Blinkern ausrüsten.

Ähnlich wird es bei Datenbrillen der Fall sein.

Rücksichtnahme pflichten der Glassnutzer

Es sollte bereits jedem heutzutage selbstverständlich sein, keine Aufnahmen von Dritten ohne Rückfrage zu veröffentlichen. Doch nicht nur die Veröffentlichung, sondern bereits das Aufnehmen selbst ist unerlaubt, wenn dadurch in die Persönlichkeitsrechte einer Person eingegriffen wird. Das ist zum Beispiel bei Aufnahmen im Schwimmbädern, Restaurants, Wohnungen, im Rahmen von Gerichtsverfahren der Fall. Solche Aufnahmen sind nur in Ausnahmefällen, wie zum Beispiel bei prominenten Straftätern, erlaubt.

Es sollte daher selbstverständlich werden, dass Datenbrillen in solchen Situationen abgenommen werden müssen. Wer sich nicht daran hält, muss damit rechnen auf Grundlage der Notwehrrechte festgehalten, polizeilich oder gerichtlich belangt zu werden oder in Extremfällen sogar mit Gewalt die Datenbrille abgenommen zu bekommen (s. dazu OLG Hamburg, Beschluss vom 5. April 2012 · Az. 3-14/12 ).

Doch nicht nur gesetzliche Pflichten, sondern auch Hausverbote müssen beachtet werden.

Google Glass is banned on this Premises

Google Glass - Stop the Cyborgs

Auf der „Stop The Cyborgs„-Website finden sich neben Vorlagen für Verbotsschilder und Argumente gegen Glass, auch Vorschläge wie man mit Datenbrillen umgehen könnte, ohne sie gleich verbieten zu müssen.

In den USA gibt es bereits die ersten Verbote für Glassträger und ich kann sie mir auch in Deutschland vorstellen. Doch in vielen geschlossenen Bereichen, wie Kaufhäusern, Bahnhöfen, Flughäfen oder Diskotheken gibt es bereits Fotografierverbote. Dabei wird meines Erachtens bereits das Tragen der Datenbrille einen Verstoß gegen diese Verbote darstellen.

Es sei denn, die Aufnahmefunktion ließe sich deutlich abstellen.

Achtung Aufnahme!

Ich denke, dass viele der oben dargestellten Probleme sich technisch lösen ließen. Zum Beispiel könnte Google ein deutliches Aufnahmesignal einbauen und dessen Überwindung untersagen. Vorstellbar wären auch unterschiedliche Signalfarben für Bild und Video.  Auch eine mechanische und sichtbare Sperre, ähnlich einem Kameradeckel, kommt in Frage.

Doch nicht nur die Aufnahmen, auch der Angst vor deren Verarbeitung  müsste begegnet werden.

Datenschutzrechtliche Opt-Ins und Opt-Outs

Gesichter von Menschen dürften grundsätzlich nur dann biometrisch verarbeitet werden würden, wenn die Betroffenen dem zustimmen und die Erfassung kontrollieren können. Vorzugswürdig wären abgestufte Opt-Ins. Zum Beispiel könnte ich mich damit einverstanden erklären, dass mich zwar meine Kontaktkreise erfassen dürfen, aber sonst niemand.

Dagegen sehe ich eine Opt-Out-Möglichkeit, also ein Widerspruch ähnlich wie von Hausinhabern bei Google Street-View, als nicht ausreichend an. Denn dazu müsste man das eigene Gesicht zum Beispiel in eine zentrale Datenbank von Google einstellen, damit Google weiß, dass diese Gesichtszüge nicht verarbeitet werden dürfen.

Ich denke, dass die meisten Probleme sich eher aus dem Datenschutzbereich, als aus aufgrund der Aufnahmefunktion ergeben werden. Denn anders als zum Beispiel Apple, lässt Google den Entwicklern von Apps einen größeren Spielraum zu. Dennoch denke ich, dass die Anbieter sich Mühe geben werden diese Probleme zu überwinden, alleine schon um einen Markt für deren Geräte zu schaffen. Ähnlich wie deren Nutzer, die nicht ständig auf Feindselligkeit stoßen wollen werden.

Fazit

Wenn es um den Erfolg von Glass geht, stimme ich völlig Mark Hurst zu, der den Erfolg nicht von den Glassnutzern, sondern von der Außenwelt abhängig macht:

„The most important Google Glass experience is not the user experience – it’s the experience of everyone else.“

Daher wird es meines Erachtens in der ersten Zeit notwendig sein, den Bedenken aktiv zu begegnen. Dazu wird gehören Glass schon aufgrund argwöhnischer Blicke abzusetzen und die Menschen aufzuklären, dass sie nicht aufgenommen oder gescannt werden. Nur so wird es möglich sein Ihnen das Gefühl der Angst  zu nehmen und ein Gefühl von Kontrolle und Sicherheit zu geben.

Ich persönlich freue mich auf Google Glass und werde mir Mühe geben alles zu tun, damit ich als deren Träger nicht als Idiot angesehen werde.

tl;dr Google Glass Nutzer könnten zwar als Idioten angesehen werden, können es aber auch verhindern. (click to tweet)

Artikelserie zu Google Glass im Blog:

Der Beitrag Welcome Cyborgs !-) Teil 2 – Wird Google Glass sich durchsetzen? erschien zuerst auf Kanzlei Dr. Thomas Schwenke.


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